DER EDLE QURÂN

31) Luqman (Luqmân)
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34 Verse, Abfolge der Offenbarung: 57

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen.

1. Alif, Lâm, Mîm.

2. Dies sind die Verse des weisen Buches,

3. als Führung und Barmherzigkeit für die Rechtschaffenen,

4. die das Gebet verrichten, die Zakât entrichten und mit Gewissheit an das Jenseits glauben.

5. Sie sind diejenigen, die sich auf dem geraden Weg ihres Herrn befinden, und sie sind die Erfolgreichen.

6. Unter den Menschen gibt es (aber auch) jene, die sich zerstreuende Rede erkaufen, um (die Menschen) ohne Wissen von Allahs Weg in die Irre zu führen und Spott zu treiben. Für diese wird es eine erniedrigende Strafe geben.

7. Wenn ihnen Unsere Verse verlesen werden, wenden sie sich verächtlich ab, als hätten sie diese nicht gehört, als gäbe es eine Taubheit in ihren Ohren. Verkünde ihnen daher eine schmerzhafte Strafe.

8. Diejenigen (jedoch), die glauben und rechtschaffene Werke verrichten, werden Gärten der Wonne zuteil,

9. in denen sie ewig verweilen werden. (Dies ist) Allahs Versprechen in Wahrheit, und Er ist der Allmächtige, der Allweise.

10. Er hat die Himmel ohne sichtbare Stützen erschaffen und die Berge fest in der Erde verankert, damit sie nicht mit ihnen ins Wanken gerät. Und Er hat auf ihr allerlei Tiere verbreitet. Und Wir senden Wasser vom Himmel herab und lassen in ihr jedes edle (Pflanzen)paar wachsen.
(Die feste Verankerung der Berge stabilisiert die Erdoberfläche und verleiht dem Erdmantel ein Gleichgewicht, das in der Geophysik als "Isostasie" bezeichnet wird. Dies bedeutet, dass die Höhe eines Berges isostatisch durch eine entsprechend tiefere Wurzel ausgeglichen wird, je höher ein Berg ist. Ohne diese feste Verankerung würden die Gebirge kollabieren.)

11. Dies ist die Schöpfung Allahs. Zeigt mir nun, was andere neben Ihm erschaffen haben. Die Ungerechten befinden sich in offenkundigem Irrtum.

12. Und Wir gaben Luqman Weisheit (und geboten ihm): "Erweise dich Allah gegenüber dankbar. Wer dankbar ist, tut dies zum Besten seiner eigenen Seele. Und wer undankbar ist, schadet Allah in nichts, denn Allah ist der Selbstbeständige, der Lobenswerte."

13. Und (erinnere daran,) als Luqman seinen Sohn ermahnte: 
"O mein Sohn, geselle Allah nichts bei, denn der Polytheismus ist wahrlich ein gewaltiges Unrecht."

14. Und Wir haben dem Menschen geboten, gegenüber seinen Eltern gütig zu sein. Seine Mutter hat ihn in wachsender Schwäche getragen und seine Entwöhnung [Stillzeit] dauerte zwei Jahre. – "Sei Mir und deinen Eltern dankbar, und (bedenke, dass) zu Mir die Rückkehr ist."

15. Doch wenn sie dich auffordern, Mir etwas beizugesellen, von dem du kein Wissen hast, dann gehorche ihnen nicht, Begleite sie aber in dieser Welt auf gütige Weise und folge dem Weg dessen, der (reumütig) zu Mir zurückkehrt. Danach werdet ihr (alle) zu Mir zurückgebracht, und Ich werde euch kundtun, was ihr zu tun pflegtet.

16. (Luqman sagte zu seinem Sohn:) "O mein Sohn, selbst wenn etwas das Gewicht eines Senfkorns hat und sich im Inneren eines Felsens, in den Himmeln oder in der Erde verbirgt, Allah wird es (am Tag des Gerichts) hervorbringen, denn Allah ist der Subtile, der Allkundige. 

17. O mein Sohn, verrichte das Gebet, gebiete das Rechte, verbiete das Verwerfliche und ertrage geduldig, was dir auch widerfahren mag. Wahrlich, dies gehört zu den festen Entschlüssen (des Charakters).

18. Und wende dein Gesicht nicht verächtlich von den Menschen ab und gehe nicht überheblich auf der Erde einher. Wahrlich, Allah liebt keinen eingebildeten Prahler.

19. Sei (also) bescheiden in deinem Auftreten und senke deine Stimme, denn die unangenehmste Stimme ist gewiss das Geschrei des Esels."

20. Seht ihr denn nicht, dass Allah euch das dienstbar gemacht hat, was in den Himmeln und auf der Erde ist, und dass Er euch mit offensichtlichen und verborgenen Wohltaten überhäuft? Und dennoch streiten manche Menschen über Allah ohne Wissen, ohne Führung und ohne ein erleuchtendes Buch.

21. Und wenn zu ihnen gesagt wird: "Folgt dem, was Allah niedergesandt hat", dann sagen sie: "Nein, vielmehr folgen wir dem, worin wir unsere Väter vorgefunden haben." Selbst dann, wenn Satan sie zur Strafe der Feuersglut einlädt?

22. Und wer sein Gesicht Allah hingibt und dabei Gutes tut, ergreift wahrlich die festeste Stütze. Und vor Allah enden (letztlich) alle Angelegenheiten.

23. Und wer ungläubig ist, dessen Unglauben soll dich nicht betrüben. Zu Uns ist ihre Rückkehr, und Wir werden ihnen kundtun, was sie zu tun pflegten. Wahrlich, Allah ist der Allwissende über den Inhalt der Herzen.

24. Wir gewähren ihnen (noch) für kurze Zeit Genuss, doch dann werden Wir sie zu einer schweren Strafe zwingen.

25. Und wenn du sie fragst: "Wer hat die Himmel und die Erde erschaffen?", werden sie sicherlich sagen: "Allah." Sprich: "Alles Lob gebührt Allah, aber die meisten von ihnen wissen (es) nicht."

26. Allah gehört alles, was in den Himmeln und auf der Erde ist. Wahrlich, Allah ist der Unbedürftige, der Lobenswerte.

27. Und wenn alle Bäume auf der Erde zu Schreibfedern würden und das Meer, unterstützt von sieben weiteren Meeren, (als Tinte diente,) würden die Worte Allahs nicht erschöpft sein. Wahrlich, Allah ist der Allmächtige, der Allweise.

28. Eure Erschaffung und eure Auferstehung sind (für Allah) nicht schwerer als die einer einzigen Seele. Wahrlich, Allah ist der Allhörende, der Allsehende.

29. Siehst du denn nicht, dass Allah die Nacht in den Tag und den Tag in die Nacht eintreten lässt, die Sonne und den Mond euch dienstbar gemacht hat und jedes (von ihnen) seinen Lauf bis zu einer festgesetzten Frist (erfüllt)? Wahrlich, Allah ist der Allkundige, Der weiss, was ihr tut.

30. Dies (ist so), weil Allah die Wahrheit ist, während das, was sie neben Ihm anbeten, das Falsche ist. Und Allah ist der Allerhöchste, der Allergrösste.

31. Und siehst du denn nicht, dass die Schiffe durch Allahs Gunst auf dem Meer dahintreiben, damit Er euch etwas von Seinen Zeichen zeigt? Wahrlich, hierin liegen Zeichen für jeden Geduldigen, Dankbaren.

32. Und wenn eine Welle sie wie dunkle Schatten umhüllt, rufen sie in aufrichtigem Glauben zu Allah. Doch sobald Er sie ans Land gerettet hat, wenden sich einige von ihnen ab und gesellen Ihm (erneut Teilhaber) bei. Unsere Zeichen leugnen jedoch nur die Treulosen und Undankbaren.

33. O ihr Menschen, fürchtet euren Herrn und fürchtet einen Tag, an dem kein Vater für sein Kind etwas begleichen kann, und auch kein Kind wird etwas für seinen Vater begleichen können. Wahrlich, das Versprechen Allahs ist wahr. So lasst euch nicht vom diesseitigen Leben täuschen, und lasst euch nicht vom Täuscher [Satan] in Bezug auf Allah in die Irre führen.

34. Wahrlich, Allah (allein) weiss über die Stunde (des Gerichts) Bescheid. Und Er ist Derjenige, Der den Regen herabkommen lässt, und Er weiss, was in den Mutterschössen ist, während kein Nafs weiss, was er morgen erwerben und in welchem Land er sterben wird. Wahrlich, Allah ist der Allwissende, der Allkundige.
(Kein Nafs weiss, was er morgen erwerben und in welchem Land er sterben wird: Der Nafs – das bewusste Selbst des Menschen, das im allgemeinen Sprachgebrauch oft als "Seele" bezeichnet wird – ist eine von Allah erschaffene, bewusste Entität, die im Diesseits denkt, fühlt, plant und Entscheidungen trifft. Er ist im diesseitigen Leben eng mit dem Körper und dem von Allah eingehauchten Lebensgeist (Rûh) verbunden, um den freien Willen ausüben zu können. Nach dem Tod jedoch vergeht der Körper, der Lebensgeist kehrt zu Allah zurück, und das bewusste Selbst wird in der Barzakh durch Allahs Befehl als Wind oder Hauch bewahrt, wie es at-Tabari und andere Gelehrte treffend beschreiben. Trotz seines Bewusstseins und Strebens nach Kontrolle bleibt der Nafs begrenzt: Er weiss nicht einmal, was ihn morgen erwartet, geschweige denn, wo und wann seine Erfahrung im Diesseits enden wird. Der Tod markiert somit nicht das Ende des Bewusstseins, sondern das Ende der aktiven Ich-Erfahrung der Seele im Körper. Die Unwissenheit über den Ort des körperlichen Todes zeigt, wie vollständig der Mensch auf Allahs Wissen und Fügung angewiesen ist. Sie mahnt zur Demut und dazu, die Neigungen des Selbst nicht zum Massstab der Wahrheit zu machen, sondern sich Allahs Führung zu unterwerfen. Vergleiche hierzu auch die Anmerkung zu Vers 3:185.)